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Instant Articles – Facebooks 5-Minuten-Terrine?
Primäres Ziel: Ungeduldige Menschen bei Laune halten! Genau dieses „Gesellschaftslaster“ hat das uns Bekannteste soziale Netzwerk als Marktlücke für sich entdeckt und für sich genutzt: Seit dem 12. April 2016 stehen allen Facebook-Seitenbesitzern „Instant Articles“ zur Verfügung.
Der Name ist Programm. Wartezeiten auf ein Minimum reduzieren, instant Informationen erhalten und versenden. Doch bringen Instant Articles dem Nutzer tatsächlich Vorteile oder schmecken sie am Ende so fad wie die Instantsuppe, die mit Omas selbstgemachten Eintopf nicht zu vergleichen ist?
Wie das Ganze funktioniert?
Indem man Ladezeiten durch sehr reduzierte, vordefinierte HTML-Templates und mit Hilfe von möglichst fixen, in einzelne Files zusammengeführten Strukturen so gering wie möglich hält. Hierbei setzt Facebook darauf, sämtliche Dateien selbst direkt von den eigenen Servern und nicht über den des Publishers zur Verfügung zu stellen. Durch das eigens entwickelte „Wallet – Garden – Prinzip“ kann der Content sowohl im Publishing-Tool von Facebook selbst oder mit Hilfe eines RSS Feeds gepflegt werden, sodass man die App nicht verlassen muss. Im Vergleich zu Google AMP muss somit also nicht mehr jeder Content über den Google Crawler von externen Seiten geladen werden.
Und wem nützt das Ganze jetzt was?
Fragwürdig ist der Vorteil der Traffic-Reduzierung für den Publisher. Während der mobile Endbenutzer ganz klar von schnelleren Ladezeiten profitiert, wird jeglicher Traffic auf die eigene Website unterbunden. Man kann zwar einen internen Link setzten und somit hoffen, dass Traffic erzeugt wird, aber wie das mit der Hoffnung so spielt, gibt es hier keine Garantie. Publisher haben also schlimmstenfalls mit einem Rückgang der Aufrufraten ihrer Websites zu rechnen, profitieren allerdings von geringeren Absprungraten der Beiträge aufgrund der schnellen Ladezeiten.
Kann ich Instant Articles auch anderswo benutzen?
Blogger und andere Onlineaffine werden sich sicher fragen, ob sie die Vorteile von Instant Articles auch für sich nutzen können. WordPress-Blogger zum Beispiel
können technisch aufrüsten, um mit Hilfe von Plug Ins die Vorteile von Instant Articles für sich zu nutzen. Wie genau das funktioniert ist sehr detailliert und für jeden verständlich in dem
Artikel Instant Article – Publisher starten durch auf dem SEO-Blog von RTO Online Marketing erklärt.
Schneller. Größer. Besser.
Spätestens seit Hartmut Rosa’s These zur sozialen Beschleunigung ist es offiziell: Das Motto unserer Motivation ist offensichtlich. Egal was wir tun, wir versuchen es in möglichst wenig Zeit möglichst effektiv zu tun, um ein Maximum an Menschen anschließend damit zu erreichen. In der Mittagspause ernähren wir uns von Instantsuppe, weil wir es am Vorabend aufgrund der vielen „ToDo’s“ nicht geschafft haben, uns um etwas Nahrhaftes zu kümmern. Hätte ja auch wesentlich länger gedauert, als eben schnell im Supermarkt die Fertigbrühe zu erwerben.
Die tägliche Informationsflut aus Zahlen, Daten, Bildern, Nachrichten und Fakten baut sich langsam und weitläufig wie ein Tsunami über uns auf, um dann unerwartet und heftig über einem hereinzubrechen. Weicht die Flutwelle eines Tsunamis zurück, spült sie das an Land mitgerissene Material oft weit ins Meer hinaus, genauso so wie wir Informationen weitläufig über unsere privaten Grenzen hinaus weitertragen. Ganz besonders wichtige Infos verschicken wir per Sofortnachricht über Messengerdienste, stellen sie öffentlich in sozialen Netzwerken allen zur Verfügung und entwickeln so eine ganz neu-moderne Version der Informationskommunikation.
Facebook bedient mit der Einführung von Instant Articles vor allem die ungeduldige Informationssucht mobiler Endgerätenutzer. Sich utopisch schnell ladende Artikel werden eben doch häufiger gelesen, Endlosladeschleifen füttern die Absprungrate moderner Webanalytics.
Fazit:
In einer von Fast Food, Highspeedinternet und Live-Nachrichten dominierten Welt profitieren vor allem die Leser von Instant Articles von eben dieser schnellen Informationsflut. Ob Publisher sich an den Wirtschaftsgiganten Mark Zuckerberg binden oder lieber auf geduldige Anhänger setzen, die für ein selbst gekochtes, dafür meist nahrhafteres Essen auch gerne noch ein paar Minuten länger warten, bleibt ihnen selbst überlassen.