Ein Polypol ist neben dem Monopol und dem Oligopol eine der typischen Ausprägungen eines Marktes. Der Wortteil „poly“ deutet darauf hin, dass sich in einem Polypol viele Marktteilnehmer gegenüberstehen. Das ist in der Tat die Grundbedeutung des Wortes.
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Abgrenzung eines Polypols von Monopolen und Oligopolen
Die beiden Begriffe Monopol und Oligopolsind bekannter. Wir sehen sie oft in negativer Bedeutung verwendet. In einem Monopol gibt es nur einen einzigen Anbieter für ein Gut oder eine Dienstleistung. Dieser Anbieter kann also den Preis festsetzen und ebenso die Natur des Angebots. Oft sind Monopolisten wenig innovativ, weil sie es nicht sein müssen. Nachdem es keine anderen Anbieter gibt, können ihre Kunden schließlich nicht zu einer Konkurrenz abwandern. Beispiele für Monopole sind viele staatliche Leistungen wie das Ausstellen eines Reisepasses. In vielen Ländern ist auch die Beförderung von Briefen ein staatliches Monopol.
Die Aufhebung des gesetzlichen Monopols für Telefonie hat deutlich gezeigt, wie groß die Auswirkungen für den Konsumenten sein kann. Das gilt auch dann, wenn wie in diesem Fall das Monopol nur durch ein Oligopol ersetzt wurde. Ein solches Oligopol zeichnet sich dadurch aus, dass für ein Gut nur wenige Anbieter vorhanden sind. Für komplexe Produkte ist das kaum zu vermeiden, denn für deren Erzeugung ist eine gewisse Größe des Anbieters erforderlich. Diese muss erst einmal erreicht werden. Neben der bereits erwähnten Telefonie sind weitere Beispiele die Märkte für Luftfahrzeugeund Waffensysteme. Es zeigt sich immer wieder, dass es in dieser Marktform zu Preisabsprachen durch die Anbieter kommt.
Was versteht man also unter einem Polypol?
In einem Polypol finden sich zahlreiche Marktteilnehmer. Es ist auch noch die Unterscheidung von Interesse, ob nur die Anbieter oder auch die Nachfrager in großer Anzahl vorhanden sind. Es kommt zwar selten vor, aber es ist
Wer erhält wie viel vom Kuchen?
möglich, dass sich wenige Nachfrager vielen Anbietern gegenüber sehen. Beispiele sind Produkte in den Bereichen der Raumfahrt und der Wehrtechnik, die sich mit geringerem Kapitaleinsatz herstellen lassen. Ein bilaterales Polypol liegt vor, wenn wir viele Anbieter und viele Nachfrager im Markt erkennen. Ein solches Polypol zeichnet sich dadurch aus, dass die Marktanteile jedes Anbieters und jedes Nachfragers klein sind. Keiner hat also einen wesentlichen Einfluss auf den Preis. Erhöht also ein Anbieter seinen Preis, wird er keine Kunden mehr finden, weil diese auf Anbieter mit einem günstigeren Angebot ausweichen können. Setzt ein Anbieter seinen Preis herab, wird er zwar sein Angebot schnell absetzen können. Nachdem sein Marktanteil jedoch klein ist, kann er die gesamte Nachfrage nicht bedienen. Lesen Sie hier alles zum Marktanteil.
Das gehandelte Gut muss homogen sein. Jeder Anbieter hat also ein Gut im Angebot, das mit dem der anderen Anbieter austauschbar ist.
Der Markt ist transparent. Das bedeutet, dass alle Marktteilnehmer jederzeit über vollständige Informationen über die Preise verfügen können.
Preisanpassungen sind jederzeit und ohne Verzögerung möglich.
Der Preis für das gehandelte Gut ist unter allen Anbietern und im ganzen Markt zu einem bestimmten Zeitpunkt identisch. Es ist also keine Arbitrage möglich.
Welche Firmen sind Teil eines Polypols?
Die Liste der Voraussetzungen für ein Polypol macht klar, dass es kaum vollkommen umsetzbar ist. Am nächsten kommen dem Ideal die Börsen für homogene Rohstoffe. Andere wenigstens einem Polypol ähnliche Märkte sind Wochenmärkte für Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs mit vielen Ständen oder Anbietern und einer großen Zahl von Kunden. Ein weiteres Beispiel ist der Arbeitsmarkt für standardisierte Tätigkeiten. In anderen Märkten haben sich die Umstände einem Polypol weiter angenähert, weil durch die technischen Möglichkeiten des Internets der Informationsfluss schneller und billiger geworden ist. Das sieht man etwa auf Plattformen im Internet für den Handel mit Gebrauchtwagen.
Welche Vor- und Nachteile ergeben sich?
Vorteile
In einem Polypol herrscht eine starke Konkurrenz. Die Anbieter arbeiten mit einer knappenProfitmarge und deshalb gilt diese Form oft als optimale Umsetzung der Idee einer Marktwirtschaft.
Kein Anbieter hat einen wesentlichen Einfluss auf die Preise. Ein Anbieter kann also auch durch das Zurückhalten seiner Ware den Preis nicht erhöhen. Genauso wenig kann ein Nachfrager den Preis durch das Zurückhalten seines Kaufs senken. Beide Umstände garantieren das effiziente Funktionieren des Marktes.
Nachteile
Für den Anbieter ist die geringe Profitmarge ein Nachteil. Diese wird dazu führen, dass der Anbieter ein weniger homogenes Gut anbieten möchte, mit dem er einen höheren Preis erzielen kann. Solange das nicht möglich ist, kann
Ist ein Oligopol anzustreben?
der Anbieter nur durch Zukauf von anderen Anbietern und effizienteres Produzieren einer größeren Menge einen Vorteil erzielen. Das Polypol trägt also in diesem Sinn die Motivation für ein Anstreben eines Oligopols in sich.
Ob ein Polypol als Nachteil gesehen wird, hängt entscheidend von der persönlichen Sichtweise von wirtschaftlicher Aktivität ab. Gegner einer Marktwirtschaft vertreten die Ansicht, staatliches und dadurch automatisch monopolistisches Wirtschaften sei einem Polypol vorzuziehen. Die Erfahrungen im früheren europäischen Ostblock haben gezeigt, dass sich diese Wirtschaftsform auch mit diktatorischer Regierungsform nicht stabil halten konnte. Heute bestehen nur noch einzelne Länder wie Kuba oder Nordkorea auf diesem Modell. Auch deren Ergebnisse können nicht überzeugen. Dass auch eine Marktwirtschaft manche nachteilige Eigenschaften aufweist, ändert nichts an dieser Einschätzung.