Gnome ist eine Desktop-Umgebung für grafische Benutzeroberflächen von unixoiden Systemen. Es umfasst Programmpakete für die Benutzeroberfläche oder GUI selbst und für oft verwendete und direkt aus Fenstern angesteuerte Datenverarbeitung. Die Entwickler von Gnome verfolgen das Ziel, eine quelloffen verfügbare und für möglichst viele Nutzer einfach bedienbare Oberfläche zu schaffen.
Inhalt
Welchen Ursprung hat Gnome?
Gnome wurde als Alternative zum K Desktop Environment entwickelt. Gegen dieses System hatten die Entwickler
von Gnome vor allem den Vorbehalt der zu eng gefassten Lizensierung. Als Teil des GNU-Projekts soll Gnome nur aus freier Software bestehen. Insbesondere für die Verwendung in Linux-Systemen liegt diese Bedingung nahe. Gnome ist auch in der Tat die Standardoberfläche für Fedora und – mit einer Unterbrechung von einigen Jahren – auch von Ubuntu. Von seinem Beginn an wurde das Projekt von der Gnome Foundation betreut. Diese legt die Bestandteile des Systems fest, gibt Dokumentationen heraus und unterstützt die Erstellung von Standards.
Zielsetzungen von Gnome
Neben der quelloffenen Verfügbarkeit der Bestandteile sind das vor allem die Folgenden.
- Zugänglichkeit. Die Benutzbarkeit des Systems sollte so wenig wie möglich eingeschränkt sein. Der Desktop muss also auch Nutzer ohne besondere technische Kenntnisse ansprechen. Darüber hinaus darf er auch von Menschen mit Behinderungen benutzbar sein, was für eine Verwendung in öffentlichen Organisationen oft sogar gesetzlich vorgeschrieben ist.
- Internationalisierung. Der Desktop soll in möglichst vielen natürlichen Sprachen vorliegen.
- Regelmäßiger Updatezyklus. Sowohl Nutzer ohne besondere technische Kenntnisse als auch industrielle Nutzer schätzen einen vorhersehbaren und verlässlichen Rhythmus der Updates. Größere Änderungen rollt man also alle sechs Monate aus.
Welche Unterschiede lassen sich zwischen den drei Hauptversionen von Gnome erkennen?
Die Entwicklung von Gnome lässt sich bisher in drei Perioden gliedern. Wir präsentieren die wesentlichen Eigenschaften komprimiert, auch, wenn diese im Verlauf mehrerer Jahre Schritt für Schritt erfolgten.
-
Versionen 1.x.
Die erste Phase des Systems dauerte von 1999 bis 2001. Die Foundation wurde gegründet, über vier einzelne Releases Fehler ausgebügelt und damit eine erste stabile Version erstellt.
-
Versionen 2.x.
Diese Periode von 2002 bis 2010 dauert mit einer Abspaltung immer noch an. Das System wurde vereinfacht und Optionen für Konfigurationen entfernt. Der bis heute übliche halbjährliche Updatezyklus wurde eingeführt. Die zweite Version von Gnome besitzt eine bessere Ergonomie und Benutzerführung. Die Entwickler setzten auch weitere Schritte zur Optimierung des Systems für Menschen mit Behinderungen.
Die Grafikpakete der Versionen 2.x verfügen über bessere Fähigkeiten zur Darstellung von Vektorgrafik. Hinzu kommen Erweiterungen zur Unterstützung der Benutzer. Dazu gehören neue Programme für die Öffnung von Dateien in den Formaten PostScript und PDF, das Programm Seahorse für die Verwaltung von Kryptoschlüsseln und Werkzeuge für Internettelefonie. Auch einige Spiele sind in den Versionen 2.x enthalten. Nicht alle Entwickler und Nutzer wollten den Schritt zu den Versionen 3.x mitgehen und deshalb werden die Versionen 2.x als Abspaltung in der Form von MATE Desktop Environment weitergeführt.
-
Versionen 3.x.
Diese begannen im Jahr 2011 und sind nicht mit den früheren Versionen kompatibel. Einige technische Änderungen sind für den Nutzer nur in höherer Qualität erkennbar wie zum Beispiel die Unterstützung von hochauflösenden Bildschirmen. Kontroverser sind aber die Entfernung von selten benutzten Funktionen, obwohl viele der verbliebenen verbessert wurden. Zusätzlich kamen Anwendungen für die Verwaltung von Karten, Notizen und Bildern sowie die Integration von Clouddiensten hinzu. Für den Nutzer am deutlichsten spürbar war allerdings die Umgestaltung der Grafik zur Ansteuerung von Funktionen auf dem Desktop. Von manchen werden diese Änderungen als Schritt zu einer weiteren Verbesserung des Nutzererlebnisses gesehen, andere lehnen sie allerdings ab und verwenden deshalb die Abspaltung MATE. Lesen Sie hier alles über MATE.
Welche Kontroversen sind aufgetreten?
Die Kontroversen ergeben sich daraus, dass widersprüchliche Anforderungen nicht einmal theoretisch alle erfüllbar sind. Werden für Probleme innovative Lösungen gefunden und das können die Entwickler von Gnome in Anspruch nehmen, lassen sich solche Kontroversen nicht ganz vermeiden. An sich ist es der Anspruch von Gnome, auch für Benutzer ohne besondere technische Kenntnisse, einfach bedienbar zu sein. Das bringt aber auch mit sich, dass erfahreneren Nutzern bestimmte Möglichkeiten zur Konfiguration fehlen werden oder diese zumindest schwieriger zugänglich sind.
Für weitergehende Konfigurationen sind externe Erweiterungen von Gnome erforderlich, die allerdings von technisch versierteren Nutzern ohne größere Schwierigkeiten installiert werden können. Gnome 3 setzt aber auch auf ein alternatives Bedienungskonzept, das von vielen als für neue Nutzer einfacher angesehen wird. Es tut sich hier ein Gegensatz zwischen Newbies mit offenerer Einstellung und Techies mit bereits fester gefügten Erwartungen auf, der kaum ganz überbrückbar ist. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Entwickler von Ubuntu im Jahr 2011 ihren Desktop auf Unity umgestellt haben, sechs Jahre später diese Umstellung aber wieder rückgängig machten.
Fazit
Im System Gnome ist klar erkennbar, dass die Bereitschaft der Entwickler zum Beschreiten neuer Wege zu einem innovativen und benutzerfreundlichen Desktop geführt hat. Änderungen entstehen behutsam und bei negativen Erfahrungen finden sie ein Ende. Der Vergleich mit Abspaltungen fällt vielleicht gerade deshalb oft überzeugend aus, weil diese sich stärker auf das Bewahren von bereits Bekanntem konzentrieren. In einem so neuen Gebiet wie der Gestaltung der Interaktion zwischen Nutzer und Computer scheint es sinnvoll, das bereits Verwendete nicht zu schnell zum bewährten Standard zu machen und Alternativen in Erwägung zu ziehen. Diesem Anspruch ist Gnome bisher treu geblieben und das sicher nicht zum Nachteil seiner Benutzer.