Jedes Unternehmen braucht eine Führung. Kleinere Betriebe werden oft vom Inhaber geführt, größere von angestellten Managern. Unternehmensführung ist eine Aufgabe, die aus einer Vielzahl an Tätigkeiten besteht. Hierzu gehören vor allem das Organisieren, Planen, Koordinieren, Entscheiden, Sinn schaffen und Personal führen. Eines der Ziele der Unternehmensführung ist es, den Fortbestand der Betriebs zu sichern. Dazu ist es erforderlich, die Geschäftsprozesse effektiv (=wirkungsvoll) und effizient (=wirtschaftlich) zu gestalten. Auf die Unternehmensführung wirken Erwartungen verschiedenen Anspruchsgruppen (=Stakeholder) ein.
Inhalt
Perspektiven auf Unternehmensführung
Die Betriebswirtschaftslehre unterscheidet zwischen Unternehmensführung im institutionellen, funktionalen und prozessorientierten Sinne.
Institutionelle Perspektive
Im institutionellen Sinne gehören zur Unternehmensführung die Einheiten, die mit leitenden Aufgaben befasst sind. Hierzu zählt beispielsweise der Vorstandsvorsitzende. Im weiteren Sinne zählen alle Führungskräfte des Unternehmens dazu.
Funktionale Perspektive
Im funktionalen Sinne umfasst Unternehmensführung die Führungsinstrumente. Um das Unternehmen leiten zu können, benötigt das Management Ressourcen. Hierzu gehören in jedem Fall Finanzen, Personal, Gebäude und die technische Infrastruktur. Daraus ergibt sich jeweils eine Querschnittsfunktion. Auch Investitionen, Produktion, Absatz und Marketing zählen in den meisten Unternehmen zu den Funktionsbereichen.
Prozessorientierte Perspektive
Das prozessorientierte Verständnis setzt den Fokus auf die Abläufe. Aus dieser Perspektive liefert nicht allein die Betriebswirtschaftslehre Konzepte zur Unternehmensführung, sondern auch die Verhaltenswissenschaften.
Unternehmen als Systeme
Unternehmen sind soziale Systeme. Jedes Unternehmen ist auf Mitarbeiter angewiesen. Daher gehört zur Unternehmensführung auch die Personalführung. Deren wichtigste Elemente sind das Befähigen, Motivieren, das Fordern und Fördern, das Setzen von Anreizen, Vereinbaren von Zielen und das Beurteilen. Zu den Führungsmedien zählen Verfahren, Technologien und die Unternehmenskultur.
Das Umfeld
Jedes Unternehmen ist von seinem Umfeld abhängig. Denn kein Unternehmen ist völlig autark. Zum Umfeld zählen beispielsweise Kooperationspartner, Konkurrenten, Banken, Behörden und Medien. Das Umfeld ist auch Quelle von Unsicherheiten, da an der Grenze zwischen Unternehmen und Umfeld der unmittelbare Einfluss der Unternehmensführung endet. Zu den Zielen des Managements gehört es daher, Abhängigkeiten vom Umfeld abzufedern. Dies kann beispielsweise durch Netzwerkbildung gelingen.
Aufgabenschwerpunkte
Im Schwerpunkt gehören zu den Aufgabenbereichen der Unternehmensführung die strategische Unternehmensplanung sowie die Konzeption, Einführung und Pflege wesentlicher leistungsfähiger Systemstrukturen.
Strategische Unternehmensplanung
Die strategische Unternehmensplanung befasst sich mit den mittel- und langfristigen Zielen. Dies bedeutet, die Entwicklung des Unternehmens über mehrere Jahre in den Blick zu nehmen. Im Rahmen der strategischen Planung werden Weichen so gestellt, dass das Unternehmen langfristig erfolgreich ist. Entscheidungen über die Ausweitung des Produktportfolios oder größere Investitionen gehören oft zur strategischen Unternehmensplanung.
Systemstrukturen
Diese zweite Hauptaufgabe liegt im Gegensatz zur strategischen Unternehmensplanung auf der operativen Ebene. Mit der Konzeption, Einführung und Pflege leistungsfähiger Systemstrukturen setzt die Unternehmensführung einen Rahmen für das verantwortliche Handeln aller Akteure im Unternehmen. Hierzu werden Planungssysteme und Kontrollsysteme implementiert. Damit werden Daten erhoben, die die Unternehmensführung unterstützen.
Ansätze der Unternehmensführung
Idealtypisch unterscheidet die Führungsforschung zwischen dem wertorientierten, dem sozialorientierten und dem umweltorientierten Ansatz.
Wertorientierter Ansatz
Der wertorientierte Ansatz stellt harte Kennziffern in den Mittelpunkt, wie zum Beispiel die Produktivität, den Umsatz oder den Gewinn. Die Unternehmensführung leitet das Unternehmen so, dass der wirtschaftliche Erfolg maximiert wird und damit der Fortbestand des Unternehmens gesichert ist. Entscheidungen werden auf der Grundlage von Kennziffern wie beispielsweise dem Return on Investment getroffen. Lesen Sie hier alles zum ROI.
Sozialorientierter Ansatz
Der sozialorientierte Ansatz betont dagegen die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Jedes Unternehmen ist von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Nach diesem Ansatz sollten Unternehmen dazu beitragen, dass die soziale Ordnung stabil bleibt. Beispielsweise können die Arbeitszeiten familienfreundlich gestaltet werden.
Umweltorientierter Ansatz
Wie der sozialorientierte Ansatz ist auch der umweltorientierte Ansatz normativ ausgerichtet. Dieser Ansatz betont die umweltverträgliche Produktion und den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Er trägt der Tatsache Rechnung, dass der Erhalt der Ressourcen Grundlage für zukünftiges Wirtschaften ist.
Kombination aus diesen drei Ansätzen
In der Realität werden oft Kombinationen aus diesen drei Ansätzen angewendet. Manche Unternehmer sind überzeugt, dass die normativen Ansätze nicht im Widerspruch zum wertorientierten Ansatz stehen. Denn Verantwortung für die Allgemeinheit wahrzunehmen, kann zu einem besseren Image und damit zu einem höheren wirtschaftlichen Erfolg beitragen. Insgesamt hat die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und der Gesellschaft heute einen höheren Stellenwert als früher. Konsumenten achten bei ihren Entscheidungen verstärkt darauf, ob Unternehmen ethisch handeln oder ausschließlich den Gewinn maximieren wollen. Neben der Kombination haben Manager auch die Möglichkeit, ganz neue Ansätze zu erproben.
Am Individuum orientierter Ansatz
Der am Individuum orientierte Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass bewusst Freiräume für die einzelnen Mitarbeiter geschaffen werden. Dadurch werden Mitarbeiter zu einer eigenen unternehmerischen Perspektive motiviert.
Ebenenorientierter Ansatz
Der ebenenorientierte Ansatz ist auf die verschiedenen Führungsebenen ausgerichtet. Dabei wird differenziert zwischen Top-, Middle– und Lower-Management. Demnach ist das Top Management verantwortlich für die strategische und normative Unternehmensführung. Das Middle Management ist für die taktischen Führung zuständig. Hierbei werden strategische und operative Ebene verbunden. Das Lower Management übernimmt operative Führung, indem die Unternehmensziele in Handlungen durch Mitarbeiter umgesetzt und nachgehalten werden.
Stakeholder
Die Ziele, die die Unternehmensführung festsetzt, sind auch an Anspruchsgruppen ausgerichtet, die mit dem Unternehmen verbunden sind. Zu diesen Stakeholdern zählen neben der Geschäftsführung und der Belegschaft auch Aktionäre, Kunden, Lieferanten und Kooperationspartner. Sie alle haben Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens und sind umgekehrt betroffen von den unternehmerischen Entscheidungen. Üblicherweise stimmen die Interessen der verschiedenen Stakeholder nicht miteinander überein und sind teilweise sogar konträr zueinander.
Abgrenzung Stakeholder und Shareholder
Der Kreis der Shareholder ist im Vergleich zu den Stakeholdern deutlich begrenzt. Denn dazu zählen allein die Inhaber und Anteilseigner des Unternehmens. Jeder Shareholder ist auch Stakeholder. Umgekehrt ist nicht jeder Stakeholder auch Shareholder, beispielsweise die Mitarbeiter.
Shareholder Value Ansatz vs. Stakeholder Value Ansatz
Demzufolge stehen sich mit dem Shareholder Value Ansatz und dem Stakeholder Value Ansatz zwei völlig verschiedene Konzepte gegenüber. Nach dem Stakeholder Value Ansatz definiert sich der Wert eines Unternehmens aus der Perspektive aller Anspruchsgruppen. Dagegen wird nach dem Shareholder Value Ansatz der Unternehmenswert aus der Perspektive der Shareholder, also beispielsweise der Aktionäre, definiert. In der Konsequenz ist der Aktienkurs die wichtigste Messgröße für den Erfolg des Unternehmens. Die Anhänger des Stakeholder Value Ansatz dagegen sehen im Ausgleich der Interessen verschiedener Anspruchsgruppen die Grundlage für den unternehmerischen Erfolg.
Anforderungen an die Unternehmensführung
Vor allem aus dem Stakeholder Value Ansatz ist zu folgern, dass Unternehmensführung äußerst komplex ist und dem Management viel abverlangt. Wer ein Unternehmen führt, sollte daher neben dem Fachwissen auch über kognitive und soziale Kompetenzen verfügen. Hierzu gehören insbesondere analytisches Denken, Verantwortungsbewusstsein, Durchsetzungsvermögen, Belastbarkeit, die Fähigkeit zum strukturierten Arbeiten und diplomatisches Geschick.