Willkommen zum Marketing-Rückblick im Januar 2015. Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich die Zeit genutzt, mich wieder einmal etwas intensiver mit Online-Marketing zu beschäftigen und habe dabei natürlich auch viel gelesen, meine Lieblingsautoren besucht und versucht zu verstehen, was wir hier in Deutschland lernen können.
Meistens sind die Kollegen, die im online Marketing besonders Aktiven bekannt sind ja in den USA oder im englischsprachigen Raum. Einer von ihnen ist Neil Patel.
Inhalt
Wann sind die Anwender in welchem sozialen Netzwerk
Von ihm stammt auch die Grafik, die sehr anschaulich illustriert, zu welchen Tageszeiten bzw. Wochentagen man idealerweise in den sozialen Medien publizieren, Liken und Sharen sollte.
Das Phänomen als solches ist bekannt: wenn man am Samstagabend ausgeht, dann kommt es durchaus darauf an, dass man zur richtigen Uhrzeit am richtigen Ort ist. So fängt man in der Regel mit dem Abendessen zu fortgeschrittener Stunde an, geht dann in einen Club oder eine Bar und wechselt während der Nacht zwei- bis dreimal die Location, bis dann irgendwann mal der Dampf raus ist und man nachhause fährt und ins Bett fällt.
Wenn man bei so einer Disco oder Kneipentour zur falschen Uhrzeit am falschen Ort ist, ist man schneller allein als man denkt. So macht es eben keinen Sinn, um 2:00 Uhr morgens bei einem Restaurant vorbeizugehen. Das hat dann schlicht und ergreifend geschlossen. Genauso ist es sinnlos und 9:00 Uhr abends in der Disco vorbei zu marschieren da hängen dann schlicht und ergreifend nur die Teenager rum oder es ist einfach gähnende Leere. So ähnlich muss man sich das in den sozialen Medien auch vorstellen.
Jedes soziale Medium hat einen Zweck, das heißt die Benutzer sind zu unterschiedlichen Zwecken und zu unterschiedlichen Uhrzeiten in diesen sozialen Medien aktiver oder eben gar nicht aktiv. Dabei versteht es sich auch hier von selbst, dass während der Nachtzeit-also den alle Welt schläft in der jeweiligen Zeitzone-eben in diesem sozialen Medium weniger oder gar nichts los ist als während der Hochzeiten. Der besagte Kollege aus Amerika bringt das in seinem Bild sehr schön auf den Punkt:
Facebook ist für die allermeisten Menschen ein privates Medium, in dem Sie wochentags vorwiegend zwischen 9:00 Uhr morgens und 7:00 Uhr abends aktiv sind. Die besten Tage, um hier etwas zu publizieren und eine Resonanz, also eine Antwort zu erhalten, sind der Donnerstag oder Freitag. Die Kollegen aus Amerika haben außerdem herausgefunden, dass man um 13:00 Uhr – also 1:00 Uhr mittags – die meisten Shares bekommt, das heißt auf Deutsch, dass am meisten geteilt wird. Gegen 15:00 Uhr ist das Maximum der Likes, also die Klicks auf den gefällt mir Button erreicht.
LinkedIn und XING
Bei LinkedIn, was in Amerika ungefähr der größere Bruder von Xing ist, sind die besten Tage um dort aktiv zu sein und auch eine Reaktion beim Gegenüber hervorzurufen der Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Da kann man schon relativ gut erkennen das hier am Wochenende weniger los ist. Diese beiden Plattformen, die zur Jobakquisition, Jobvermittlung und letztlich der Karriere dienen ist man also hauptsächlich beruflich unterwegs. Privates findet hier weniger statt, daher ist hier auch meiner Meinung nach am Wochenende weniger los als unterhalb der Woche.
Interessanterweise konnten die Kollegen aus den USA hier eine Häufung der Aktivitäten morgens von sieben bis 8:00 Uhr in der Früh und abends von 17 bis 18:00 Uhr am späten Nachmittag feststellen.
Ich denke man muss kein Soziologe sein, um zu begreifen das sich hier die meisten Berufstätigen vor der Arbeit und nach der Arbeit kurz einloggen nachschauen was los ist, nach Reaktionen schauen und entsprechend danach auch gleich wieder weg sind. Wie sich es damit zusammen fügt, dass laut der Studie zwischen 10:00 und 11:00 Uhr morgens die meisten Likes bei LinkedIn und XING stattfinden erschließt sich mir noch nicht ganz. Aber das nehmen wir einfach mal so kommentarlos hin.
Das zweite große Netzwerk neben Facebook ist
Google +
Google + ist zwar in Deutschland noch nicht sehr bekannt und bei wenigen Anwendern gefragt. Dennoch hat Google + weltweit kaum weniger Anwender als Facebook. Diese Tatsache scheint sich in Deutschland noch nicht wirklich herumgesprochen zu haben. Bei Google plus ist der beste Tag um auf ein Posting aufmerksam zu machen und darauf Reaktion zu erhalten der Mittwoch. Lustigerweise ist es die Uhrzeit zwischen 9:00 Uhr morgens und 11:00 Uhr morgens, an der bei Google+ am meisten los ist.
Ich bin hier der Auffassung, dass Google plus nach wie vor ein Medium ist, auf dem sich hauptsächlich technisch orientierte Menschen treffen, also Informatiker, Techniker und ähnliche Berufsgruppen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Hauptzeit zur Nutzung von Google+ zum Lesen, weiter teilen und Liken zwischen 9:00 Uhr morgens und 11:00 Uhr morgens ist und damit die beste Zeit auf sein eigenes Posting aufmerksam zu machen.
Was lernen wir daraus?
Wenn man die besagten Zeiten in diesen unterschiedlichen sozialen Netzwerken zusammen zählt, so ergibt sich der typische Tagesablauf eines Social Media Nutzers ungefähr so:
Er oder sie steht auf, prüft vor dem Arbeiten am Morgen die Post bei Xing oder LinkedIn, fährt in die Arbeit und schaut zwischendurch bei Facebook vorbei. Während der Arbeit ist man bei Google +. In der Mittagspause ist dann wieder privates in Richtung Facebook angesagt und gegen Abend wird dann nochmal bei LinkedIn und Xing vorbeigeschaut und ebenfalls bei Facebook dann noch irgendetwas Privates geteilt oder geliked.
So sieht also der virtuelle Rundlauf eines Social Media Nutzers während eines typischen Tages aus. Zumindest wenn man den Daten der Untersuchung glauben darf.
Übrigens: Das Tool Hootsuite, das wir zum Verwalten und Planen unserer Mitteilungen in sozialen Medien nuzten kennt ein Autoplanungs-Modus, bei dem neue Nachrichten automatisch dann veröffentlich werden, wenn in diesem Medium die meisten Leute unterwegs sind. Cool.
Flipboard als sozialer Kanal im Online-Marketing
Das zweite Thema in sozialen Medien, dass ich während der letzten Wochen etwas intensiver erforscht habe, heißt Flipboard. Flipboard ist eine App, also ein Programm für Smartphones und Tablets, die man typischerweise in der Hand hat oder unterwegs in der Hosentasche. Flipboard gibt es wie einige Anwendungen auch (zum Beispiel Pinterest) nicht für den PC oder Notebook. Es ist also explizit nur für mobile Geräte entwickelt worden.
Flipboard ist im weitesten Sinne ein Aggregator für Nachrichten. Der Nutzer kann, nachdem er sich bei Flipboard registriert hat, unterschiedlichste Nachrichtenkanäle in sein Flipboard abonnieren und ihnen folgen. Das geht mit wenigen Finger-Stupsern. So kann man leicht seine Konten für Twitter, Facebook oder Google + und andere soziale Netzwerke hinzufügen. Genauso kann man die Webseiten und Neuigkeiten auf seiner Lieblingszeitung (sei es die Bild-Zeitung oder die Süddeutsche Zeitung) hier an einer zentralen Stelle nach verfolgen und hat so den Nachrichten Fluss und den Strom an neuem Wissen im Blick. Das war und ist nach wie vor der Haupteinsatzzweck von Flipboard.
Ein gewollter Nebeneffekt der FlipBoard-Macher ist es, dass ein Anwender sein eigenes Magazin innerhalb von Flipboard selbst zusammenstellen kann. Man kann also in Flipboard mit wenigen Handgriffen seine eigene Sammlung anlegen, die man dann anschließend als privat oder öffentlich kennzeichnet. Ob man damit nun ein Hochglanzmagazin erstellt oder sich selbst eine private lose Lese-Sammlung – ähnlich einer gelben Zettelsammlung -zusammenstellt, ist einem selber überlassen.
Ich habe vor vielen Monaten aus eigenem Interesse immer mal wieder einzelne Artikel, die ich an anderer Stelle gefunden habe, in mein eigenes Flipboard Magazin „geflippt“ (so heißt es in Flipboard) . Dieses habe ich „Unternehmer“ genannt und mir nichts weiter dabei gedacht.
Dadurch das ich hier in diesem Magazin nicht nur einen entsprechenden und hoffentlich selbsterklärenden Titel verwendet habe und natürlich auch dazu passende, thematisch einzuordnende Artikel zum Unternehmertum gesucht und gespeichert habe, hat sich die Sammlung meines Unternehmer-Portals im Laufe der Zeit stetig vergrößert.
Ich war nach einigen Monaten dann sehr überrascht, dass mir die Flipboard-App anzeigte, dass sich einige Menschen für dieses Magazin interessiert haben. Das erkennt man bei Flipboard dadurch dass Besucher in diesem Magazin waren. Sofern diese Besucher das Magazin in irgendeiner Form interessant fanden, so sieht man welche Artikel dort weiter geflippt (gemeint ist das Teilen) -haben und ebenso ist erkennbar, wie viele Menschen diesem Magazin folgen- es also als Kachel in Ihrem Flipboard gespeichert haben.
Es waren zwar nur wenige, aber ich war überrascht wie viel Menschen durch Zufall meinem Magazin folgen. Durch diesen Umstand auf den viralen und sozialen Charakter des Flipboards aufmerksam geworden, habe ich dann nach Wegen gesucht, dieses Medium aktiv zu vermarkten (also bekannt zu machen). Dabei haben sich auch hier die Macher von FlipBoard etwas sehr intelligentes einfallen lassen.
So ist es zum einen möglich über eine eindeutige Webadresse ein entsprechendes Magazin über andere soziale Medien zu verteilen und dann wiederum über den Web-Browser zuzugreifen. Auf diese Art und Weise ist es dann doch möglich, vom heimischen PC oder dem Notebook auf besagtes Flipboad zuzugreifen.
Ich habe zunächst diese Webadresse in einen Artikel auf Unternehmerportal gepostet. Anhand der Leser habe ich dann gemerkt, dass ich tatsächlich Leute dieses Magazin angeschaut haben und daraufhin bekam besagter Link einen prominenteren Platz rechts auf der Startseite meines Weblogs.
Auch wenn bis heute noch keine Heerscharen von Menschen mein Flipboard lesen-das war auch nie meine Absicht-so ist doch interessant das es bis zum heutigen Tag durch ganz wenige Maßnahmen möglich war, Menschen auf dieses Medium aufmerksam zu machen und letztlich damit in meine Richtung zu lenken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bis jetzt nur wenige Menschen das soziale Medium Flipboard überhaupt als ein soziales Medium ansehen und als Vehikel Aufmerksamkeit für das eigene Unternehmen oder die eigene Sache in ihre Richtung zu ziehen.
Für mich war es daher konsequent, ein neues Magazin bei Flipboad zu erstellen, als wir die Battle für 1000 Likes gestartet haben. Da mir klar war, dass dieses Magazin während der Laufzeit des Experiments niemand auf organischen Weg finden würde, habe ich gleich zu Anfang die kurze Webadresse unter der das Magazin zu finden ist, prominent auf einigen Webseiten veröffentlicht, wo regelmäßig Besucher vorbeikommen.
Und selbstverständlich habe ich bei meinen Videoaufnahmen und sonstigen Veröffentlichungen während der Battle gelegentlich auf das Magazin hingewiesen. Leider hatte dies in den ersten Tagen und Wochen nicht annähernd die Resonanz, die ich bei dem Magazin für Unternehmer gesehen habe. Dennoch war das meines Erachtens ein Versuch wert, zumal der Aufwand in Flip Board ein Magazin zu erstellen und gelegentlich zu pflegen mit maximal 3-4 Minuten Aufwand am Tag zu Buche schlägt und diese Zeit hab ich mir in diesem Fall gerne genommen.
Was lerne ich daraus?
Ich würde in Zukunft jedem empfehlen, bei der Veröffentlichung und im Marketing das online stattfindet auch Flip Board zu nutzen. Konkret: Legen Sie direkt am Anfang ihrer Marketingkampagne ein entsprechendes Flipboard an. Publizieren Sie von Anfang an die kurze URL in Ihrem Weblog oder kommunizieren Sie diese an ihre Anwender per E-Mail. Und nehmen Sie sich später im Laufe der Zeit alle 2-3 Tage die 5 Minuten um in Ihrem Nachrichten-Strom thematisch passenden Content-den wir andere bereits erarbeitet haben-und flippen ihn in ihr Magazin, so dass Ihre Leser oder ihre potentielle Interessenten Gruppe damit entsprechende Lesestoff hat.
Was war noch?
Zwei Dinge möchte ich dir nicht vorenthalten, die ich in den letzten Tagen gelesen habe und bei dem ich mir dann doch vorsichtig die Augen gerieben habe:
Das Internet soll tot sein
Zum einen hat Eric Schmitt -seines Zeichens Ex Chef von Google-das Internet auf dem Wirtschaftsforum in Davos für tot erklärt. Konkret meinte er dass das Internet im Laufe der nächsten Jahre für uns so selbstverständlich werden wird, dass niemand mehr merken wird wann er tatsächlich im Internet ist. So herum kann man diese Aussage durchaus stehen lassen. An den Tod des Internets glaube ich persönlich nicht. Ich denke vielmehr, dass wir ohne die Vernetzung die über das Internet möglich ist heute unsere Jobs gar nicht mehr machen können.
Facebook ist auch tot
Zum anderen habe ich in der aktuellen Ausgabe des Computermagazins c‘t vom 24. Januar auf dem Titelblatt gelesen was in und was out ist: Facebook ist OUT.
Diese Aussage teile ich überhaupt nicht. Vielmehr ist es so, dass die Herren in der Redaktion in Hannover festgestellt haben das die Jugendlichen die deutlich unter 16 Jahren sind hauptsächlich in Whatsup unterwegs sind, während die älteren Teenagern die Twens sich in Facebook tummeln.
Auch das ist an sich richtig-und überhaupt kein Weltuntergang. Facebook hat mit ungefähr 70 % Markt-Durchdringung eine unglaubliche virale Macht- allein in Deutschland. Je häufiger ich im Moment mit Unternehmen, Selbstständigen oder Gewerbetreibenden spreche, umso mehr fällt mir auf, dass diese den Werbe-Marktplatz Facebook überhaupt nicht kennen, geschweige denn auf der Agenda haben. Hier gibt es noch jede Menge zu tun und für uns als Medienunternehmen eine Menge Potenzial neue Kunden zu finden.
What`s next
Das waren meine zwei Themen, über die ich hier im Januar 2015 schreiben möchte. Ich werde an dieser Stelle in den nächsten Wochen sicherlich noch ausführlich über unsere Ergebnisse und Erkenntnisse bei unserem Facebook Experiment berichten. Ebenfalls habe ich mir Hootsuite einmal als Thema vorgemerkt – sofern das für den einen oder anderen von Euch spannend ist. Wenn du andere Themen spannender findest, als das was ich weiter oben beschrieben habe, oder wenn ich über ein anderes Thema einmal recherchieren und schreiben soll, so schreibs in die Kommentare.